Ist Humor in der Therapie erlaubt?
Meiner Ansicht nach: Ja klar!
Dies ist zum Glück auch die Ansicht von Eleonore Höfner und Hans-Ulrich Schachtner, die das Buch „Das wäre doch gelacht! – Humor und Provokation in der Therapie“ geschrieben haben. Beide Diplompsychologen haben sich bereits im Jahr 1994 damit befasst und ihre Erkenntnisse und Erfolge mit der provokativen Therapie veröffentlicht.
Da ich mich grundsätzlich für einen humorvollen Menschen halte und in der Regel auch gut über mich selbst lachen kann, habe ich mich ebenfalls diesem Thema bzw. der Lektüre des o.g. Buches und der Arbeit mit dem provokativen Stil gewidmet.
Humor und Provokation sind natürlich zwei verschiedene Dinge und sollten in der Therapie – vor allem in Kombination – gut dosiert eingesetzt werden. Aber wenn das Vertrauensverhältnis stimmt, ist es ein schöner (Arbeits-)Weg für Klient und Therapeut.
Ich erinnere mich zum Beispiel sehr gut an die Aussage eines meiner Klienten, der wegen einer depressiven Verstimmung zu mir kam und mit einer scheinbar endlos langen Liste von Problemen –die seinen Alltag, seine Beziehungen, sein Selbstbild und Körpergefühl betrafen – vor mir saß. Gegen Ende einer unserer Sitzungen meinte er zu mir, dass es doch schon irgendwie verrückt bzw. seltsam sei, dass wir in der Stunde so viel gelacht hätten, angesichts der ganzen schwerwiegenden Probleme, die er doch habe. Er empfand dies offensichtlich als ein Paradoxon.
Doch genau da liegt der springende Punkt!
Natürlich nehme ich die Probleme meiner Klienten ernst und sehe ihre Lage so, wie diese sie mir beschreiben. Da ich allerdings nicht in ihrer Haut und Situation stecke, fällt es mir auch leichter, die Perspektive zu wechseln, das weitere Umfeld und mögliche Alternativen zu sehen. Oft sind diese Lösungswege einem selbst nicht ersichtlich, da man sich unter Stress und Druck nicht in der Ratio – also im logischen Verstand und Denkmodus – sondern im Kampf- und Flucht-Modus befindet. Und dies macht es so gut wie unmöglich, vernünftig und überlegt zu reagieren bzw. mehr als nur die eigene – vermeintlich hoffnungslose – Lage zu sehen. Man fühlt sich gedanklich blockiert und der Blick zur Lösung ist verstellt. Daher ist es meine Aufgabe, erst einmal Hilfestellung zu leisten, um einen Wechsel der Blickrichtung zu ermöglichen.
Warum Lachen dabei hilft?
Ganz einfach: Weil wir nicht gleichzeitig entspannt lachen und angespannt sein können. Das Gehirn wechselt beim Lachen im Grunde vom Gefahrenmodus in den Entspannungsmodus und somit ist das Gehirn wieder voll funktionsfähig. Das heißt die Ratio schaltet sich wieder ein und die Lösungsfindung wird wieder möglich. So einfach.
Das ist ein (neuro-)physiologisches Prinzip, welches man sich nicht nur bei Depressionen, sondern vor allem auch bei Angststörungen in der Therapiearbeit gut zunutze machen kann.
Lachen ist gesund. Das wussten 1992 schon die Ärzte in Birmingham, die bei psychosomatischen Beschwerden ihrer Patienten Gesundlachen auf Krankenschein verordnet haben.
In diesem Sinne hoffe ich, ihr lacht euch gesund durch den Herbst. :)
Eure Caroline
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