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Psychosomatische Beschwerden – wenn die Seele überhört wird, spricht der Körper


„Geh du vor“, sagte die Seele zum Körper

„auf mich hört er nicht, vielleicht hört er auf dich.“

„Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für dich haben“, sagte der Körper zur Seele.

(Ulrich Schaffer)


Körper und Geist stellen eine untrennbare Einheit dar und deshalb sind Wechselspiele – Ein- und Auswirkungen aufeinander – unvermeidbar. Diese Zusammenhänge sind uns selbst aber oft nicht bewusst bzw. sehen wir diese bei uns selbst weniger, wo wir sie bei anderen ganz klar erkennen können.

Wenn die Schulmedizin nicht weiterhelfen kann, hilft es, offen für Alternativen zu sein. D.h. die psychische Komponente von Symptomen zu betrachten bzw. diese überhaupt erst in Erwägung zu ziehen. Hierbei hilft Psychoedukation.


Folgendes richtet sich daher vor allem an die Ärzte der Schulmedizin und Menschen, die psychischen Erkrankungen oder Symptomen voreingenommen gegenüberstehen:

Jemanden auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass ein Symptom/Krankheitsbild eine seelische Ursache haben könnte, ist eine Sache – das WIE, eine andere. Denn WIE ich jemandem diesen Gedanken mitteile, ist hierbei sehr entscheidend. Es ist ausschlaggebend dafür, ob dieser Gedanke (gut) angenommen wird oder nicht. Folglich ist es der Faktor, der entscheidet, ob sich ein Patient weiter behandeln lässt und Hilfe an anderer Stelle sucht, weil er eine Aussicht auf Heilung sieht ODER er das Vertrauen in Heilung verliert, weil er sich nicht ernstgenommen und im Stich gelassen fühlt. Letzteres ist leider keine Seltenheit.


Mir wurde von einer Mutter berichtet, die, bei dem Hinweis auf ein seelisches Problem der Tochter, sofort in die Defensive ging und ihrer Tochter weitere Behandlung an adäquater Stelle verweigerte. Mag sein, dass sie ihre Tochter keiner Stigmatisierung aussetzen wollte – oder aber sich selbst. Und sie selbst schon gar nicht Teil des Problems sein wollte. Fakt ist: Der Hinweis auf eine seelische Ursache der Symptome wurde nicht empathisch und verständlich vermittelt. Hier fielen keine Worte, die Körper und Geist (und somit auch die Symptome der Tochter) in einen sinnvollen Zusammenhang bringen.

Menschen, die schon hilfesuchend von Arzt zu Arzt gegangen sind, um endlich eine Antwort bzw. eine Diagnose für ihre Krankheitssymptome und somit Hoffnung auf Heilung zu finden, sind meist schon am Ende ihrer Kräfte. Da hilft ein Belächeln der Symptome und die Aussage „Körperlich sind sie gesund, ich kann Ihnen nicht helfen“ sicherlich nicht weiter. Wenn ein Arzt diesen Menschen nicht helfen kann, wäre es gut, er könnte sie wenigstens weiterverweisen. Wenn ein Arzt den Patienten das Gefühl gibt, dass er sie nicht ernst nimmt und sie gar als hysterisch hinstellt, verlieren sie zu Recht das Vertrauen – auch in weitere Hilfsangebote. Nicht hilfreich sind hier Bemerkungen wie „...dann müssen Sie ja was mit der Psyche haben“, „Das ist alles nur in Ihrem Kopf, Sie bilden sich das nur ein“, „Sie übertreiben sicher, so schlimm kann das doch nicht sein“.

Hier ist Empathie gefragt und Sätze wie: „Welche Stressfaktoren gibt es in Ihrem Leben?“, „Haben Sie schon einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass…“


Ich denke, es würden sich deutlich mehr Menschen in psychotherapeutische Behandlung begeben, wenn sie nicht durch unbedachte Äußerungen mancher Ärzte/Menschen in schlechtem Licht erscheinen würde. Wichtig ist doch nur zu wissen, dass es Hilfe gibt. Ob man sie sich jetzt bei einem/-r Fachmann/-frau für seelische Krankheiten oder für körperliche holt, sollte hierbei wirklich keine Rolle spielen. Ist die Ursache gefunden – welche das auch immer sein mag – kann man sich endlich auf die Lösung konzentrieren. Und das ist doch das Ziel.


Eine Zusammenarbeit diverser Berufsgruppen ist für eine optimale Patientenversorgung unerlässlich.

Die psychosomatische Aufklärung von Patienten, die in körperlicher Untersuchung sind, ist – hierzulande – bereits deutlich besser geworden und auch verbreiteter als noch vor ein paar Jahren. Und an all diejenigen, die sich die Zeit nehmen, ihren Patienten Zusammenhänge zu erklären und Verständnis zu fördern und zu vermitteln, richtet sich mein Dank!


Sobald die Funktion eines Symptoms verstanden und angenommen wurde, kann man den Weg zur Lösung bzw. Heilung gehen. Und das ist es, worauf es ankommt: Heilung. Wie man da hinkommt, ist im Grunde egal.


Caroline




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